“Operum musicorum posthumorum” - 1643


Der Schwerpunkt im Schaffens Johann Stadens lag eindeutig im Bereich der geistlichen Vokalmusik. Daneben scheint er auch zahlreiche Instrumentalwerke komponiert zu haben, von denen aber nur ein geringer Teil zu seinen Lebzeiten gedruckt wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass Stadens Erben im Jahre 1643, knapp zehn Jahre nach dem Tod des Meisters, eine Auswahl von Instrumentalwerken posthum herausgegeben haben. Der umfangreiche Titel “Johannis Staden Norib. p.m. Operum musicorum Posthumorum” sowie eine in lateinischer Sprache abgefasste Widmung bringen deutlich zum Ausdruck, dass die Person und das Werk Johann Stadens nach dessen Tod nicht nur von seinen Söhnen geschätzt wurde, sondern auch beim kunstverständigen Patriziat der Reichsstadt Nürnberg hohe Wertschätzung genoss. Das Werk umfasst 70 überwiegend kurze Instrumentalsätze für 2 bis 8 Instrumente mit Generalbass.

 

Die Herausgeber des Druckes 1643 und zweifellos auch Johann Staden selbst überlassen die instrumentale Besetzung der einzelnen Stücke den Ausführenden. Am Anfang des 17. Jahrhunderts scheinen in Nürnberg Instrumente jeder Art in Gebrauch gewesen zu sein. Nach einem Inventar der Stadt Nürnberg standen den Stadtpfeifern mindestens 13 Zinken, 9 Posaunen, 9 Pommer, 9 Krummhörner, 5 Dulciane, 23 Blockflöten, 12 Querflöten, 14 Violen, 5 Violinen, 4 Lauten, 1 Virginal und ein Orgelwerklein zur Verfügung. Wenn Staden bei einigen Stücken einen konkreten Besetzungsvorschlag angegeben hat (z.B. „Cornetto“, „Trombone“), so wird dieser jedoch fast durchgängig relativiert durch den Zusatz „o. Violino“. In der Widmung des Werkes wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Stücke mit allen verfügbaren Instrumenten, Saiten- und Blasinstrumenten, ausgeführt werden können.

 

Zielgruppe dieser Kompositionen waren zweifellos Stadtpfeifer, Ratsmusiker und „Musikkräntzlein“, die in vielen Städten weitgehend das Musikleben bestimmten und bei öffentlichen wie privaten, weltlichen wie kirchlichen Anlässen gefragt waren. Die Anordnung der meist als „Symphonia“ bezeichneten Stücke in der originalen Vorlage nach Stimmen und Tonarten lässt vermuten, dass sie vor allem im gottesdienstlichen Bereich als Vor- und Zwischenspiele zu Vokalwerken Verwendung fanden.

 

 

Die vorliegende Ausgabe soll in erster Linie dem Zweck dienen, Stadens musikalisch äußerst reizvolle Musik der musikalischen Praxis wieder verfügbar zu machen. Angesichts der erheblichen Unterschiede der Stücke im Hinblick auf Stimmenzahl und Besetzung erschien es vorteilhaft, die verschiedenen Sätze entsprechend der Zahl und der Lage der jeweils vorgesehenen Instrumente in Heften zusammenzufassen.