Zahlreiche Kleriker und Bürger, aber auch der Rat der Reichsstadt Nürnberg haben von Anfang an die Reformation entscheidend vorangetrieben und mitgestaltet. Es hat harte theologische und politische Aus- einandersetzungen gegeben um den richtigen Kurs in Verantwortung gegenüber dem Kaiser, dem Reich und dem Evangelium. Die Beschlüsse des Augsburger Interims, des Konzils von Trient und die Bestrebungen der Gegenreformation waren 1517, ein Jahr vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, in Nürnberg durchaus aktuell. Vor diesem Hintergrund ist Johann Stadens Festmusik zum Reformationsjubiläum 1617 zu sehen. Der Text, mit M. J. S. F. signiert (vermutlich ein Nürnberger Theologe), preist in kunstvoll gesetzter lateinischer Sprache die durch Luther gewonnene Freiheit.
Staden vertont die Textvorlage, indem er daraus zwei musikalische Einheiten schafft, die nicht nur in der Besetzung verschieden sind, sondern sich auch im Kompositionsstil unterscheiden. Als aufstrebender Musiker, der soeben seinen Organistendienst an der Lorenzkirche in Nürnberg angetreten hatte, wollte er zweifellos mit diesem Werk auch eine Probe seines Könnens gegenüber dem Rat der Stadt abliefern, dem er die Komposition gewidmet hat. So zeigt er sich im ersten Teil des Werkes („Hymnus“) als Meister der traditionellen kontrapunktischen Motettenkunst der Nürnberger Schule (Leonhard Lechner, Hans Leo Haßler u.a.), während er im zweiten („Echo“) die Wortspiele des Textes aufgreift und der Mode der Zeit folgend die Raumwirkung der Doppelchörigkeit im Echo steigert.
Obwohl der Titel „Jubila Sancta Deo per Hymnum et Echo“ auf den ersten Blick eine formale Einheit vermuten lässt, handelt es sich bei näherer Betrachtung doch um zwei Werke, die schon aus rein praktischen Gründen nicht ohne weiteres unmittelbar nacheinander musiziert werden können. Sie sind auch weder vom Text noch von der Musik her zwingend aufeinander bezogen, vielmehr können sie durchaus für sich alleine stehen. Dies ist schon von der Besetzung her erforderlich: Obwohl die Stimmen der beiden Chöre durchgehend nach dem klassischen Schema „Cantus“, „Altus“, „Tenor“ und „Bassus“ beschrieben sind, zeigen sowohl die Beschlüsselung als auch der Tonumfang der einzelnen Stimmen, dass der „Hymnus“ für Hoch- und Tiefchor geschrieben ist, während das „Echo“ für zwei gleiche vierstimmige Chöre gedacht ist, von denen jedoch der zweite in deutlichem räumlichen Abstand stehen sollte, um die Echowirkung zu erzielen.
Für die Neuausgabe des Werkes wurden Kopien des Originaldrucks aus dem Jahr 1617 verwendet, die sich im Besitz des Evang. Kirchenarchivs in Regensburg befinden (Signaturen: ELKAR-NG 1537, ELKAR-NG 1539, ELKAR-NG 1540, ELKAR-NG 1541, ELKAR-NG 1542, ELKAR-NG 1543, ELKAR- NG 1544). Sie sind dort zusammengebunden mit Werken anderer Komponisten.
Johann Stadens „Jubila Sancta Deo“ ist ein froher Jubelgesang auf die Reformation, dessen Text aber auch die interkonfessionellen Spannungen seiner Entstehungszeit deutlich zeigt. Er ist ein nicht unproblematisches Dokument für die „Erinnerungskultur" und den „Zeitgeist“ im Jahr 1617. Auf diesem Hintergrund ist das Werk aber gleichzeitig ein Beleg für den gewaltigen Fortschritt der Ökumene in den letzten Jahrzehnten. Dies sollte dem Publikum bei jeder Aufführung des Werkes mitgeteilt werden, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.