Johann Staden:  "Harmoniae novae"


1618 war das Jahr des Dienstantritts Johann Stadens an der Sebalduskirche in Nürnberg und gleichzeitig der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, unter dem Nürnberg schwer zu leiden hatte. Wenn es auch anfangs nur Durchzüge von Truppen waren, die die Stadt finanziell erheblich belasteten, so blieb sie von den üblichen Plagen des Krieges doch nicht verschont. 1627 suchte eine erste Pestwelle die Stadt heim. Innerhalb kürzester Zeit starben Stadens Ehefrau, zwei seiner Kinder.

 

Die "Harmoniae novae sacrarum cantionum" mit 29 Einzelkompositionen sind 1628 erschienen, damit in einer Zeit, in der Staden schwere persönliche Schicksalsschläge hatte hinnehmen müssen, was auch in seiner Musik spürbar wird. Er vertont überwiegend gewichtige biblische bzw. alte liturgische Texte in lateinischer Sprache für die Gestaltung von Gottesdiensten mit sich steigernder Stimmenzahl (drei bis zwölf Singstimmen). Dies und der Titel "Harmoniae novae" dürfen wohl als Hinweis darauf verstanden werden, dass er damit eine Weiterführung seiner „Harmoniae sacrae“ aus dem Jahr 1616 beabsichtigte, die aus 27 Vertonungen lateinischer Texte (mit vier bis acht Stimmen) bestehen. Während jedoch in den „Harmoniae sacrae“ der Generalbass nur am Rande (im „Appendix“) Verwendung findet, notiert Staden in den „Harmoniae novae sacrarum cantionum" für jedes der einzelnen Stücke einen Generalbass, obwohl er im Untertitel vermerkt: "Cum & sine Basso ad Organum". Trotz dieser spürbaren Hinwendung zu den stilistischen Entwicklungen seiner Zeit bleibt aber in seiner Kompositionstechnik die Wertschätzung des polyphonen Motettenstils weiterhin noch deutlich spürbar.